2000 Jahre altes Römerlager in Olfen entdeckt
    
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2000 Jahre altes Römerlager in Olfen entdeckt
von Siano am 28.10.2011 20:49Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben 
im Kreis Coesfeld bei Olfen ein über fünf Hektar großes 2000 Jahre 
altes römisches Militärlager entdeckt. Von diesem Lager aus 
kontrollierten die Römer in der Zeit von 11 bis 7 vor Christus den
Flussübergang über die Lippe und damit eine der wichtigsten 
logistischen Landmarken der römischen Eroberer.
Die Archäologen fanden Keramik, Münzen, Gewandspangen, Ess- 
und Trinkgeschirr, Salbfläschchen bis hin zu Tierknochen. 
Es wurde ein Graben rund um das Lager sowie eine Holzmauer 
nachgewiesen, die ca. 1000 Legionäre auf einer Fläche von sieben 
Fußballfelder vor Angriffen schützen konnte. Das letzte Mal war im 
Jahr 1968 ein fest ausgebautes, winterfestes Römerlager entdeckt 
worden.
LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch erfreut: "Es ist der Sensationsfund 
in Westfalen. Dieses Römerlager suchen die Archäologen seit mehr 
als 100 Jahren. Es ist das fehlende Glied in der Kette römischer 
Militärlager an der Lippe." LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael 
Rind: "Olfen war für die Legionäre während der Drusus-Feldzüge 
in Germanien strategisch von größter Bedeutung."
Die Suche nach dem Olfener Lager erinnerte an eine jahrzehntelange 
Schnitzeljagd, die eigentlich am Ende des 19.Jahrhundert beginnt:
In der Lippe bei Olfen wurde schon um 1890 ein römischer 
Militärhelm aus Bronze entdeckt. Dieser befindet sich heute im 
LWL - Römermuseum in Haltern. Dieser erste Hinweis ließ 
die Altertumswissenschaftler aufhorchen - denn sie suchten 
Römerlager entlang der Lippe.
2011 endlich entdeckten ehrenamtliche Mitarbeiter der LWL - 
Archäologie für Westfalen bei Suchgängen auf einem Acker 
bei Olfen römische Keramikscherben und lösten damit ein 
"Maßnahmen-Paket" der LWL-Archäologen aus. Luftbildarchä-
ologen der Ruhr-Universität Bochum machten Aufnahmen 
des Geländes aus einigen hundert Metern Höhe, um anhand 
von Veränderungen am Boden Hinweise auf eventuelle 
Baustrukturen unter der Erde zu erhalten. Ein Suchschnitt 
von 13 Metern Länge und 2,5 Metern Tiefe wurde angelegt. 
Die Wissenschaftler forschten mit der sogenannten magnetischen 
Prospektion nach Magnetfeldstörungen, die auf Bodeneingriffe 
hindeuten können. Sondengänger, die mit den Fachleuten 
zusammenarbeiteten, suchten im Auftrag der LWL - Archäologen 
das Gelände nach Metallfunden ab.
Was als vager Verdacht begann, wurde im Laufe weniger Wochen 
zur Gewissheit: Es handelte sich tatsächlich um ein römisches Militärlager. 
Die Archäologen können den Spitzgraben, der die Anlage umgab, ebenso
 nachweisen wie die Fundamentspuren einer Holz-Erde-Mauer. Einzel-
funde römischer Keramik, über 100 Münzen und Gewandspangen lassen
eine sehr genaue Datierung des Lagers in der Zeit des Kaisers Augustus 
zu. Das Lager hatte eine Ausdehnung von ca. 230 mal 250 Metern. Es 
ist damit im Vergleich zu anderen römischen Lippelagern eine kleinere 
Anlage mit festen Baustrukturen.
Foto: Oktavian
Die Größe des Lagers, die Beschaffenheit der Holz-Erde-Mauer und 
die Lage an der Lippe lassen die Wissenschaftler vermuten, dass 
es sich um ein Versorgungslager handelt, also eine Anlage, in der 
Nachschub bevorratet und gleichzeitig der Lippe-Übergang kontrolliert
wurde. Das Lager Olfen könnte als Etappenstation zu den ca. 20 
Kilometer entfernten Militärlagern in Beckinghausen und Oberaden 
gedient haben. Die Römer versorgten ihre Truppen hauptsächlich 
über den Wasserweg. Hierzu mussten die Schiffe allerdings die
Lippe flussaufwärts getreidelt, das heißt vom Ufer aus von Menschen 
oder Zugtieren gegen den Strom gezogen werden. Niedrigwasser 
an der Lippefurt bei Olfen konnte eine Weiterfahrt für die Platt-
bodenschiffe unmöglich machen und somit eine Zwischenlagerung
der Waren nötig werden lassen. Maximal zwei Kohorten, ungefähr 
1000 Legionäre, können in Olfen stationiert gewesen sein - bis das 
Lager vermutlich nach rund vier Jahren aufgegeben wurde.
 Foto: Oktavian   
Nicht nur historisch, sondern auch archäologisch ist der Fund 
vielversprechend: Denn nur in wenigen Fällen blieb das Gelände 
eines Römerlagers von moderner Überbauung nahezu verschont. 
"Das Denkmal dürfte daher seit über 2.000 Jahren weitgehend 
ungestört im Boden liegen - eine absolute Seltenheit und aus 
archäologischer Sicht absolut ideal. Unser wichtigstes Anliegen 
ist es, dieses Denkmal zu schützen und für die Zukunft zu erhalten.
Und nicht es möglich schnell komplett zu ergraben."
Die Erforschung des Römerlagers werde wahrscheinlich einige 
Jahrzehnte in Anspruch nehmen.
Quelle: Stadtanzeiger Dülmen
Siano

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