Schlachtfeld am Harzhorn
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Schlachtfeld am Harzhorn
von Snoopy am 24.10.2012 21:37Über dieses Thema habe ich mich letztens mit meiner Oma lange
unterhalten.
Schlachtfeld am Harzhorn: 20 Archäologiestudenten
bei Sommergrabung
Oldenrode
Mit Goldgräbern am Yukon in Kanada möchte Volker Steinberg
nun nicht gerade verglichen werden. „Unsere Perspektive ist
eine ganz andere", sagt der Archäologiestudent aus Berlin und
tippt seinen Leder-Hut aus der Stirn.
Seit Wochen kniet er jeden Tag im Wald am Harzhorn bei Oldenrode
und trägt in zentimeterfeinen Schichten den Erdboden ab. „Die Funde
zeigen aufgrund ihrer Lage, was hier wo abgelaufen ist. Da ist ein
Schuhnagel genauso so wichtig wie ein Katapultbolzen." Steinberg
ist einer von 20 Studenten, die unter der Leitung von Prof. Dr. Michael
Meyer (Freie Universität Berlin) an der diesjährigen Sommergrabung
am Harzhorn teilgenommen haben. Drei 14 Meter lange und bis zu
4,5 Meter breite Felder haben die Archäologen in die Hügelflanke
geschnitten, die Stein für Stein untersucht worden ist. Auch wenn es
nicht die erste Grabung am Harzhorn ist, für die Studenten ist es etwas
Besonderes, dabei zu sein. „Ein Privileg", sagt Regine Günther (30),
die in Berlin Archäologie studiert.
„Es gibt in Deutschland nur drei Römer-Schlachtfelder,
und hier ist eins davon."
Still ist es über dem Grabungsfeld, von unten dringt das Verkehrs-
rauschen der A 7 gedämpft herauf. Schaben und Klopfen ist zu hören,
ab und an sirrt der stabförmige Metalldetektor, mit dem die Studenten
einzelne Stellen punktförmig prüfen. Das gesamte Feld ist zu Beginn
der Grabung großflächig mit Detektoren abgesucht worden. Gelbe
Fähnchen markieren, wo die Geräte ausschlugen. An diesen Stellen
suchen die Studenten zuerst. Gefunden haben sie in diesem Sommer
Schuhnägel, Pfeilspitzen, Katapultbolzen und eine Speerspitze. Für
Grabungsleiter Michael Meyer bestätigen die Funde, was er zuvor
vermutete: Bei der Schlacht zwischen Römern und Germanen, die
möglicherweise um das Jahr 233 nach Christus stattfand, nahmen
die Römer die Anhöhe am Harzhorn von zwei Seiten unter Beschuss.
„Sie kamen von der Senke, wo heute die A 7 verläuft, und von diesem
Hohlweg", sagt Meyer und zeigt in Richtung Sebexen. In der dem
Weg zugewandten Hügelflanke steckten in rund 30 Quadratmetern
noch 40 bis 50 Katapultbolzen, die die Römer bei der Erstürmung
abfeuerten. Die Speerspitze steckte zwischen zwei Felsen fest - sie
zeigt den Wissenschaftlern im Rückschluss, wo der römische Soldat
stand, als er die Waffe schleuderte.
diesen Sommer. Komplett erforscht ist das Gelände noch lange nicht.
Professor Meyer ist seit 2009 jeden Sommer am Harzhorn gewesen.
„Wie es weiter geht, wird sich zeigen", sagt er.
„Es gibt hier noch für einige Jahre richtig viel zu tun."
Germanische Lanzen, römische Schwerter
Freien Universität Berlin ist Spezialist für Germanen. Das Schlachtfeld
am Harzhorn erlaubt seiner Ansicht nach einen neuen Blick auf die
Sozialstruktur der Germanen: „Die Frage ist, wie schafften es die
Germanen, einem ganzen römischen Kontingent in kurzer Zeit
entschlossen etwas entgegenzusetzen?". Das Harzhorn liefere Hinweise,
dass direkt nach der Schlacht zwischen Römern und Germanen
noch etwas passiert sein müsse auf dem Gelände. Es seien kaum
Schwerter von Römern und Lanzen von Germanen gefunden worden, ´
sagt Meyer. Anders als Römer nutzten Germanen Lanzen für den
Nahkampf. Sie trugen diese Waffen bei sich wie Römer die Schwerter.
Wurden Tote geborgen, waren diese Waffen vermutlich dabei. Ein
römischer Speer dagegen kann weit weg vom Soldaten gefunden
werden, weil die Waffe geworfen wurde.
HNA.de
http://www.roemerschlachtamharzhorn.de/
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Jeden Tag, den das Schicksal Dir schenkt, verbuche als Gewinn!
Re: Schlachtfeld am Harzhorn
von Snoopy am 01.05.2013 19:29Roms vergessener Feldzug
Die Neuentdeckung belegt ein dramatisches Ereignis im Rahmen der Beziehungen zwischen
Germanen und Römern mehr als 200 Jahre nach dem Vernichtungssieg von Arminius
9 nach Christus bei Kalkriese und den Rachefeldzügen des Germanicus in den Jahren
14 bis 16 nach Christus. Eine überlegene römische Streitmacht – mindestens tausend Mann stark,
wahrscheinlich aber mehr – stieß mit Infanterie und Artillerie begleitet von Kavallerie und
Tross tief ins Innere des „Freien Germaniens" vor.
Der Archäologie ist es damit gelungen, ein geschichtliches Ereignis zu greifen,
das in den historischen Quellen offenbar kaum Berücksichtigung gefunden hat.
Dies lässt den Neufund zu einer spektakulären Entdeckung werden,
die überkommene Geschichtsbilder ins Wanken bringt und viel Stoff für die neu begonnene
historische und archäologische Diskussion liefert.
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Re: Schlachtfeld am Harzhorn
von Pompeius_Magnus am 01.05.2013 22:24Salve Snoopy,
das ist ein spannender Bericht. Habe vor einigen Wochen auch etwas
im Fernsehen darüber gesehen. Wer weiß, was über die Jahre noch
alles für Entdeckungen den Verlauf der Geschichte umschreiben werden.
Hast Du wieder klasse geschrieben.