Prassertum zur Zeit Tacitus
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Prassertum zur Zeit Tacitus
von Siano am 27.05.2012 20:44Tacitus findet, dass die Blüte des verschwenderischen übertriebenen
Prassertums zu seiner Zeit vorüber sei: Domitian lebte nicht so
verschwenderisch wie sein Amtsbruder Nero. Freilich gehen darüber
die Urteile der Generationen auseinander.
Die Vorbereitungen für das Gelage fingen unter Umständen so an: Die Jagd auf
einen Hirsch und anderes Wild. Hier ein Motiv nach einem Kieselmosaik des Gnosis,
etwa um 31o v. Chr. Breite des Bildes ca. 3 Meter.
Abgesehn von einigen krassen Geschichten, die eben als etwas Auffallendes
verbucht wurden, hat der Luxus der Speisen auch zur Zeit Tacitus keinen so
großen oder ungeheuerlichen Umfang angenommen, wie die Sittenwächter
seinerzeit behauptet hatten.
Aus dem harten Alltagsleben der Landbevölkerung, die die Essorgien erst möglich machten.
Dies Mosaik zeigt einige Arbeiter bei der Weinlese.
Die Beurteilung, man lebe jetzt einfacher, beruht zum Teil darauf,
das Fortschritte der Kochkünste zuerst auffielen, dann von den
Konservativen heftig getadelt wurden und dann sehr schnell zur
gewohnten Normalität übergegangen wurde, über die niemand
mehr ein Wort verlor.
Richtig ist, die Austern- und Fischkulturen, deren Produkte nur der
Feinschmecker unterscheiden kann, sowie die bei den Festessen
vorgesetzten Pfauen-und Flamingozungen, sind Luxus. Richtig ist
aber auch, das zahlreiche Gemüse- und Obstsorten, die vor Jahren
ein Leckerbissen der Oberschicht waren, ein Nahrungsmittel fürs
Volk geworden sind.
Zu Geld und Reichtum gekommene Römer standen den in Rom lebenden
Verwandten in nichts nach; sie leben ebenso auf großem Fuß wie die Elite in
der Hauptstadt oder auf ihren Besitztümern auf dem Lande. Bildmosaik zeigt
Sklaven und Bedienstete bei der Zubereitung des anstehenden Festmahles.
Bestimmt ist jede dieser Obstsorten von den Sittenrichtern mit Stirnrunzeln
empfangen worden, genau wie es vielen anderen Errungenschaften der
Küche erging. Seneca zum Beispiel tadelt ein Durcheinander von Fisch
und Muschel als eine Vergewaltigung natürlichen Nahrungsbedürfnisses.
Bald jedoch, wie konnte es anders sein, ist diese Suppe ein normales
Gericht, auch für den kleinen Mann - bis heute.
Beliebte Speisen: Tauben in jeder zubereiteten Form. Kopie eines Mosaiks aus
dem 2. Jahrhundert v. Chr. gefertigt. Motiv wurde in der Villa des Hadrian bei
Tivoli, Rom, wiederverwendet. Höhe 85 cm und die Breite ist 98 cm.
Solche Dinge sind ein Fortschritt, ein Reicherwerden der römischen
Wirtschaft und Versorgung der Bevölkerung. Genau so das Auftreten
der rheinischen Gänse und Gänsebrüste, der Alpenforelle, des Alpenkäses
statt des einheimischen Ziegenkäses, des russischen Kaviars als Vorspeise
und des indischen Pfeffers als Gewürz.
Einige Beispiele der römischen Küche zeigen das Fresco aus Pompeiji,
ca. erstes Jahrundert B.C. Die Fisch und Meeresfrüchte sind gut zu
erkennen. Das Stilleben rechts davon, ein Mosaik, präsentiert uns
Enten, Muscheln und Wachteln. An letzteren macht sich gerade eine
Katze ran....
Der römische Koch Trimalchio war mit seinen Kochkünsten in der Lage,
Geflügel so zu zubereiten, dass die Gäste glaubten, es handle sich um
ein Fischgericht. Das normale Mittagessen am Hofe Trajans oder in den
Kreisen der reichen Leute, wie die des Plinius, bestand aus einem Gang
mit Muscheln, einer zubereiteten Eierspeise, Brot mit Honig, sowie Oliven.
Dabei wurde ein Landwein getrunken.
Weinamphoren aus dem Archäologischen Museum zu Tarragona. Ausfuhr von Wein
und Essig ermöglichten einen blühenden Handel der anbauenden Provinzen.
Ein Papyrus überliefert uns ein Gericht, das ein wohlhabender Guts-
besitzer zum Anfang des zweiten Jahrhunderts seinen Gästen vorsetzte:
Fisch, Geflügel sowie Ferkel. Manche römische Kaiser legten ein besonderes
Gewicht auf üppige Mahle und gaben ein schlechtes Beispiel im Aussinnen
immer luxuriöser Festessen. Hunderttausende Denare wurden so an einem
Abend verfressen. Die Besoldung einer Legion....
Die gebildete Schicht fing an, sich für Lagen und Weingänge zu
interessieren, als Verständnis für die Kultur des Weines, nicht nur
für Saufgelage. Erleichterungen und Fortschritte in der römischen
Küchenkultur teilten das Schicksal erst als anstößig verurteilt zu werden,
um bald als Selbstverständlichkeit zu gelten. So zum Beispiel die eisge-
kühlten Getränke. Es kamen Kühlschränke auf und in den größeren
Städten lieferten gewerbliche Betriebe Eis und Schnee zum füllen derselben.
In römischer Tradition sind die Bilder der Pflanzen und Tiere der farbigen Mosaike.
So, hier ist erst einmal genug berichtet. Ich freue mich schon auf das
nächste Rezept von Scipio. Das erste Gericht, so hat Petra versprochen,
wird baldigst ausprobiert. Wie sagt Scipio:"Ist schweinelecker...."
Siano
Quellen: Naturalis Verlag/German Hafner.
Re: Prassertum zur Zeit Tacitus
von Scipio am 29.05.2012 10:04toller Beitrag - von den Kühlschränken wusste ich auch noch nichts.
Re: Prassertum zur Zeit Tacitus
von Siano am 31.05.2012 22:26Salve,Scipio,
die Römer kannten jede Art der Kühlung. Reiterstaffeln waren rund um die
Uhr damit beschäftig, Eis und Schnee aus den Bergen zu besorgen. Das besorgte
Material mußte natürlich auch in "fester"Form gehalten werden. D.h. man
baute unterirdische Kühlkammern/Kühlschränke sowie Tonwaren, in denen man
die Eisbrocken etc. bis zu ihrem Bestimmungzweck aufbewahrte.
Wohl gemerkt...nur die Oberschicht also, Leute mit Klein- und Großgeld.
Nicht anders wie heute auch....
Siano
Danke, für Deine Berichte....