Unsichtbares sichtbar gemacht
    
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Unsichtbares sichtbar gemacht
von Pompeius_Magnus am 21.01.2015 11:08Verkohlte Papyrusrollen werden entziffert
Sie sehen aus wie verschrumpelte schwarze Bananen: Papyrusrollen, 
die beim Ausbruch des Vesuvs vor fast 2000 Jahren verkokelt sind. 
Wissenschaftler können nun mit einer neuen Methode in die wertvollen 
Rollen hineinschauen - und das, ohne sie aufzurollen.
Forscher haben ein Verfahren gefunden, um verkohlte Papyrusrollen 
aus der Region um Pompeji zu entziffern. Beim Ausbruch des Vesuvs 
im Jahr 79 nach Christus wurde neben Pompeji auch die süditalienische 
Stadt Herculaneum verschüttet. In der dortigen Bibliothek "Villa dei Papiri" 
wurden vor etwa 260 Jahren Hunderte Papyrusrollen aus der Antike 
entdeckt, wie die internationale Forschergruppe um Vito Mocella vom 
Institut für Mikroelektronik und Mikrosysteme in Neapel in dem 
Fachmagazin "Nature Communications" schreibt.
Verkohlt und nicht mehr lesbar. Diese Papyrusrolle ist ca. 16 cm lang.
Foto: D. Delattre, Bibliotheque de I'Institut de France/dpa
Da die verkohlten Funde extrem empfindlich sind, könnten sie nicht 
aufgerollt werden, ohne kaputtzugehen. Deshalb wandten die 
Wissenschaftler jetzt eine noch relativ neue Röntgentechnik an, 
um Buchstaben zu entziffern, ohne eine Rolle öffnen zu müssen. 
In Zukunft könnten so Texte teilweise gelesen und somit das Wissen 
über die altgriechische Literatur und Philosophie gefördert werden, 
hieß es in dem Artikel.
Foto: E. Brun/dpa
Schriften aus der Zeit Epikurs
In der Bibliothek, die Julius Caesars Schwiegervater gehört haben soll, 
wurden zahlreiche Schriften aus der Zeit des griechischen Philosophen 
Epikur gefunden. In der Antike wurde Papyrus mit Tinte auf Kohlebasis 
beschrieben, deren Dichte sich nicht viel von dem verkohlten Papier 
unterschied, heißt es in dem Fachartikel. Deshalb sei es bisher fast 
unmöglich gewesen, mit Röntgenmethoden die Tinte von Papyrus zu 
unterscheiden.
Mit der jetzt angewandten Methode, der ein sogenanntes Phasenkontrast-
Verfahren zugrunde liegt, würden unterschiedliche Schichten innerhalb 
der Rolle besser erkennbar, schreiben die Forscher. Dieses Verfahren 
nutzt die Brechung der Röntgenstrahlen beim Durchtritt durch ein 
Objekt und nicht - wie beim herkömmlichen Röntgen - die Abschwächung 
(Absorption). Allerdings seien viele Schriften so komplex gerollt, dass 
nur einige Buchstaben erkennbar seien, schreiben die Forscher. Zudem 
sei die Struktur von Papyrus nicht ebenmäßig, was das Lesen weiter 
erschwere.
Quelle: ntv.de, abe/dpa

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