Aquädukte

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Snoopy

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Aquädukte

von Snoopy am 02.06.2012 21:59

Fließendes Wasser

Abgesehen von den Straßen sind die Römer auch für ihre ausgeklügelte öffentliche
Wasserversorgung bekannt. Man könnte annehmen, dass die Nähe zu einem Fluss
wie dem Tiber all diese Probleme lösen würde.
 
Tiber.png

Tut es aber nicht. Flüsse werden hauptsächlich als Transportweg und zur Abfallbeseitigung gebraucht.
Wasser in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen ist unglaublich schwierig und arbeitsintensiv.

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Wasser in eine Stadt oder ein Militärlager zu bringen, war eine Frage der Schwerkraft:
Man musste eine Wasserquelle finden, die höher lag als der Ort, wo das Wasser hin sollte,
dann musste man es in sanftem Gefälle dorthin leiten.

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Wasser marsch! - Aquädukte

Appius Claudius, der 312 v. Chr. die Via Appia baute,
 
180px-Via_appia.jpg
Die Via Appia (Appische Straße) ist eine Römerstraße

baute auch den ersten gesicherten Aquädukt von Rom - einer der Könige
(Ancus Marcius, regierte 642-617 v. Chr.) soll auch einen gebaut haben,
aber das ist eben nicht gesichert. Appius zapfte eine Quelle an, die 16 Kilometer vor Rom lag,
und leitete sie den größten Teil der Strecke durch einen unterirdischen Tunnel.
Ab dem Eintritt der Leitung in die Stadt war sie oberirdisch verlegt. Die oberirdische Leitung ruhte auf
steinernen Bogengängen-das ist wohl das Bild, das die meisten Leute im Kopf haben,
wenn sie sich einen Aquädukt vorstellen.

320px-AcueductoSegovia04.jpg
Das römische Aquädukt in Segovia

Aquaeductus bedeutet einfach nur "Wasserleitung", und das können unterirdisch
verlegte Leitungen sein, offenen Kanäle an der Oberfläche und Kanäle,
die sich auf hohen Bogengängen durch die Landschaft schlängeln.

Wenn das Wasser die Stadt  erreichte, lief es erst mal in ein castellum (Wasserreservoir).
Das war ein großes Becken, das mehrere Funktionen hatte.
Hier konnten sich Schwebstoffe und anderer Dreck absetzen, der Druck,
der sich beim Abwärtsfließen aufgebaut hatte, wurde hier wieder abgebaut
und das Wasser wurde von hier aus weiter verteilt. Es floss in verschiedene Leitungen,
die Folgendes versorgten:

- Öffentliche Einrichtungen wie Bäder

320px-RomaTermeDiCaracallaPanoramica_01.jpg

- Öffentliche Brunnen

320px-Brunnen_Festung_Koenigstein_2007_04_22.jpg

- Die Häuser der Reichen

320px-Forum_Romanum_Rom.jpg

Weil der Druck auch jetzt noch sehr hoch war, wurde das Wasser zunächst mal in hoch
liegende Becken, die in den Ecken der Straßen standen, geleitet, und von hier aus wurden
die Endverbraucher versorgt.
Diese Becken liefen nicht über, weil das Wasser die ganze Zeit dahin abfloss, wo es gebraucht wurde.
Zur Regierungszeit von Domitian (81-96) gab es ungefähr 1.350 Brunnen in Rom.

Da die Bevölkerung von Rom immer weiter wuchs, wurden immer mehr Aquädukte gebaut,
die, nach Strabon, so viel Wasser führten wie Flüsse. Im 3. Jahrhundert wurde
der letzte Aquädukt gebaut, damit wurde Rom von elf Aquädukten versorgt.

Hier sind einige davon:

Aqua Marcia: 144-140 v. Chr. von Quintus Marcius Rex erbaut. Sie verlief 48 Kilometer unterirdisch
                       und 9,7 Kilometer auf Bogengängen.

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Aqua Marcia bei Tivoli

Aqua Virgo: Wurde 19 v. Chr. von Agrippa gebaut, um seine Bäder zu versorgen. 21 Kilometer lang.

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Der Barcaccia-Brunnen, gespeist von der Aqua Virgo

Aqua Claudia: Von Claudius 52 n. Chr. gebaut, um die kaiserlichen Paläste zu versorgen.
                         Sie funktionierten noch im 5. Jahrhundert, als barbarische Invasoren sie endgültig
                         zerstörten.

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Aqua Claudia

Wir wissen ziemlich viel über die Aquädukte Roms, weil Julius Sextus Frontinus (ca. 35-103 n. Chr.)
seit 97 dafür zuständig war. Er schrieb einen Bericht darüber, der erhalten ist. Zu seinen Sorgen
gehörte auch die Tatsache, dass viele Leute die Aquädukte illegal anzapften und das Wasser
in ihre Häuser leiteten, außerdem ließ man oft zu, dass Baumwurzeln die unterirdischen
Leitungen zerstörten. Gleichzeitig sagt er, dass der Bau und die Instandhaltung der Aquädukte
das beste Zeugnis für "die Größe des Römischen Reichs" seien.

Das die Römer Aquädukte hatten, bedeutete nicht automatisch, dass sie auch immer funktionierten.
Pompeji und andere Städte am Golf von Neapel wurden mit Wasser von der Aqua Augusta versorgt,
die von Augustus gebaut worden war. Ein Netzwerk von unterirdischen Tunneln und oberirdischen
Bogenkonstruktionen leitete das Wasser zu allen Städten in der Gegend. In Pompeji wurde
das Wasser zunächst in ein Reservoir am höchsten Punkt der Stadt geleitet.
Wie alle anderen römischen Versorgungssysteme auch, hatte das Reservoir drei Abflüsse:
öffentliche Brunnen, öffentliche Bäder und andere öffentliche Bauten sowie die Häuser der Reichen.
Um den Bedarf zu decken, gab es ein Netz von Bleirohren, außerdem gab es
an vielen Straßenecken kleine Wassertürme, aus denen die öffentlichen Brunnen gespeist wurden.

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Das Forum befindet sich inmitten der Altstadt Pompejis

Die Wasserversorgung funktionierte bis 62 n. Chr., damals wurde die Stadt von einem Erdbeben
erschüttert, das große Zerstörungen verursachte, auch das große Reservoir und viele Leitungen
wurden beschädigt.
Als 79 n. Chr. der Vesuv ausbrach, wurde die Wasserversorgung von Pompeji immer noch repariert.
Reiche Hausbesitzer mussten ihre sprudelnden Wasserbecken und Brunnen in ihren Gärten aufgeben.
Stattdessen mussten sie Becken zum Sammeln von Regenwasser anlegen und Brunnen graben.
Keiner weiß, ob die öffentlichen Brunnen an den Straßenecken wieder funktionierten.
Heute ist in Pompeji das beste Beispiel für die öffentliche Wasserversorgung im Römischen Reich
zu finden, auch wenn es nicht in Betrieb war, als die Stadt unter Bimsstein begraben wurde. 



Quelle: Die Römer für Dummies
Quelle Bilder: Wikipedia

Quem fors dierum cumque dabit, lucro adpone!
Jeden Tag, den das Schicksal Dir schenkt, verbuche als Gewinn!

Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.06.2012 14:55.

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